»» Fenster schliessen

Märkische Oderzeitung / Niederbarnim Echo /Bernau (A7551)
Brandenburg / Berlin / Seite 10
vom 11. September 2002

Die gute alte Leierkasten Tradition lebt wieder auf

Ingo und Manuela Hopf pflegen die Tradition der Drehorgelspieler und Moritatensänger aus Leidenschaft

Von CLAUDIA ATTS Berlin Früher, ja früher, so zu Beginn des 20. Jahrhunderts sah man sie noch oft. Da gab es keinen Strom und keine Schallplatten, die Musik wurde noch mit der Hand gemacht. Sie zogen durch Berlins Straßen und über die Hinterhöfe, sie sangen und spielten. Heute sind sie aus dem Stadtbild fast völlig verschwunden: die Drehorgelspieler und Moritatensänger.
„Was in Schottland der Dudelsack, war in Berlin die Drehorgel", erzählt Ingo Hopf. „Leider ist das eine aussterbende Tradition. Mit jedem Jahr gibt es weniger Spieler und der Nachwuchs fehlt." Der Lehrer für Mathematik und Arbeitslehre ist in seinem Privatleben Drehorgelspieler mit Leib und Seele - genau wie seine Frau Manuela.
Beide haben gutbezahlte Berufe.


Leben müssen sie von der Orgelei nicht. Es ist die Leidenschaft, der Wunsch die alte Berliner Tradition lebendig zu erhalten, das natürliche Bedürfnis so richtig zu berlinern, aber auch die Freude an den Kostümen und dem sich verkleiden dürfen. So hat es für Manuela Hopf auch begonnen: mit einem wunderschönem Harlekinkostüm für den Karneval in Venedig. Dort lernte sie eine Berliner Drehorgelspielerin kennen. „Das musst du auch mal probieren, da bist du genau der richtige Typ für", hörte sie da.

Das fand Manuela Hopf nun überhaupt nicht. Sich auf die Straße stellen und für Geld spielen. Aber sie ließ sich überreden und nahm am traditionellen Drehorgelfest teil. Sie durfte auch mal drehen - und das hat es sie gepackt. Das hat ihr so viel Spaß gemacht, dass sie sich sofort ein Instrument zulegte. Gebraucht, mit zwanzig Bändern, für umgerechnet 3800 Euro, ein Schnäppchen. Damit hat sie vor 14 Jahren begonnen.

Sie spielte bei Familienfeiern und Betriebsfesten in Alt-Berliner Kostümen. Eine Agentur hat sie vermittelt. Nach vier Jahren erwischte sie einmal eine Krankheit. Ingo Hopf sprang ein und infizierte sich seinerseits mit dem Drehorgelfieber. Heute verfügen die beiden über einen eigenen Kostümfundus, drei Drehorgeln und 150 Drehorgelbänder. Auf jedem Band sind fünf bis sechs Stücke.

Ein Auftritt im Berliner-Bären - Kostüm , davon besitzen die Hopfs gleich drei Stück, gehört ebenso selbstverständlich in ihr Repertoire wie Weihnachtsmann und Engelchen. Sie haben ein Programm für familiäre Anlässe jeder Art, einschließlich des Hochzeitsmarsches, für Seniorenveranstaltungen, zum Zuhören oder Mitsingen, ob klassisch oder modern, auf englisch oder französisch. Immer wieder beliebt und gewünscht ist das Berliner Repertoire. Moritaten, bei denen Ingo Hopf besonders gerne loslegt: Bolle , im Grunewald ist Holzauktion, Zickenschulzes Hochzeit, Krumme Lanke und Macky Messer sind nur einige Beispiele der vielseitigen Künstler. Mit der Stimme deutlich hörbar über der Lautstärke der Orgel zu singen, ist nicht jedem möglich. Zwar kann jeder mal drehen, das haben selbst Roman Herzog oder Eberhard Diepgen schon an den Hopf-Orgeln ausprobiert, aber man muss die Sache auch glaubhaft verkaufen, sprich moderieren. Anekdoten und „Jedichte" sind das Salz in der Suppe im Programm der Hopfs, die sich „Berolinchen & Bärchen" nennen. Abendfüllende Programme sind für die beiden kein Problem, und wer Drehorgelmusik nicht mag, könnte sich vielleicht trotzdem an den Hopfs begeistern, dann nämlich als Zauberer, dass sind Ingo und Manuela Hopf in ihrem „dritten" Leben. Zaubern können beide so gut, dass man sie auch ausschließlich dafür engagieren kann.

Mit freundlicher Genehmigung der MOZ-Redaktion GmbH

Sollten Sie noch Fragen haben, rufen Sie uns an oder senden Sie uns eine »» E-Mail

Berolinchen & Bärchen

Manuela & Ingo Hopf

Telefon
(030) 47712-92
0171-93 91 045

E-Mail
hopf@leierkasten-berlin.de
www.leierkasten-berlin.de

»» Fenster schliessen